international arts project
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Depot Dortmund Germany 2006
 

Medienspiegel

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26.05.2006 WAZ

Der große Schlaf

   


„dormART": Rauminstallation und die wahrscheinlich ungewöhnlichste WM-Unterkunft.
Träume, Beziehungen, Kindheit, Privates - Boxen mit vielen Bedeutungsebenen
Von Tobias Bolsmann

Für die einen ist es Kunst, für die anderen die womöglich au ßergewöhnlichste Schlafstätte während der Pufiball-Welt- meisterschaft: dormART, der Zwitter zwischen Rauminstal- lation und Unterkunft, der am Freitag um 19.30 Uhr im De- pot eröffnet wird. Fangen wir mit der Kunst an: In den elf Boxen (welch numerischer Zufall vor der WM) spiegeln sich die unter- schiedlichen Bedeutungsebe- nen des Schlafens und des Schlafzimmers wider. Die Ko- reanerin Jeong-Eun Lee stellt einen Futon in die Mitte des Raumes. An der Decke ist ein Videobildschirm, der ein schlafendes Baby zeigt. Das Bett als Symbol der Geborgen- heit. Diese Geborgenheit geht Winfried Baumann völlig ab. Sein Konzept „Instant Hou- sing" ist ein auf ein Minimum reduziertes Wohnsysterti für Obdachlose - also jene Men- schen, die die Behaglichkeit eines Zuhauses und eines Bet- tes verloren haben. Einen besonderen Service bietet die Künstlergruppe „two four two". Das zypriotische Duo hat den Raum scheinbar leer gelassen. Bis auf Linien auf dem Boden und an den Wänden sowie einen Koffer, In dieser Hartschale befindet sich alles Nötige für eine Über- nachtung. Aufblasbare Möbel, Kissen, Decke, Handtücher, ein Duschset, ein tragbarer DVD-Spieler. All das kann auf die entsprechenden Schablo- nen platziert. werden - muss aber nicht. Als „Zugabe" ist ei- ne Einwegkamera im Koffer. Die Künstler hoffen, dass die Gäste ihr selbst aufgestelltes Zimmer fotografieren und ih- nen zuschicken. So treten Mieter und „Eigentümer" nachträglich in Kontakt. Zurück in die Kindheit klet- tert WoLfgang May. Als ausge- wiesener Experte für Baum- häuser hat er auch eins in die Halle des Depots gestellt. Der Aufstieg über die Leiter ist ein wenig wacklig, doch May ver- sichert, dass er die Konstrukti- on statisch getestet hat. Für ihn steht das Baumhaus nicht nur als Symbol für den Traum aller kleinen Jungen, sondern auch für die Möglichkeit, den Alltag Dinge aus einer anderen Per- spektive zu betrachten. Dazu gehört: der Blick in die an- grenzenden Schlafboxen... Und dann ist da noch das Barbara Friess und Adi H'oesle zeigen. Frau K, existiert, sie kommt aus der Dortmunder Region und das Mobiliar stammt original aus ihrem Schlafzimmer - inklusive Bü- gelbrett und Deko-Kissen. Das Schlafzimmer, das als intimer Bereich sonst für Außenste- hende unter Verschluss bleibt, wird auf diese Weise zum öf- fentlichen Raum. Irritierend: Obwohl die Einrichtung gna- denlos unmodern ist, ver- strömt' genau dieses Schlaf- zimmer die größte Behaglich- keit. Weil es komplett ist und damit vertraut wirkt. Nun zur Unterkunft: Ja, es sind tatsächlich Buchungen für die Zeit der WM eingetroffen. Einerseits von Bekannten der Künstler, aber auch von "normalen" WM-Gästen. Unter anderen aus England und der Schweiz. Täglich geöffnet Die Boxen werden im Zeit- raum vom 8. Juni bis 9, )uli vermietet Buchung ist mög- lich unter der Internetadresse „www.ruhgebiet.de". Die Ausstellung lauft bis 9. )uli und ist täglich geöffnet von 14 bis 20 Uhr - falls nicht einer der Räume ver- mietet ist, Zur Extraschicht (17. Juni) ist die Installation in den Abendstunden begehbar. Info: „www.dormartde"



 

dormART, ein Projekt. Kuratoren: Bärbel Thier - Jaspert / Christian Psyk