|
dormART": Rauminstallation und die wahrscheinlich ungewöhnlichste
WM-Unterkunft. Träume, Beziehungen, Kindheit, Privates - Boxen
mit vielen Bedeutungsebenen
Von Tobias Bolsmann
Für die einen ist es Kunst, für
die anderen die womöglich au
ßergewöhnlichste Schlafstätte
während der Pufiball-Welt-
meisterschaft: dormART, der
Zwitter zwischen Rauminstal-
lation und Unterkunft, der am
Freitag um 19.30 Uhr im De-
pot eröffnet wird.
Fangen wir mit der Kunst
an: In den elf Boxen (welch
numerischer Zufall vor der
WM) spiegeln sich die unter-
schiedlichen Bedeutungsebe-
nen des Schlafens und des
Schlafzimmers wider. Die Ko-
reanerin Jeong-Eun Lee stellt
einen Futon in die Mitte des
Raumes. An der Decke ist ein
Videobildschirm, der ein
schlafendes Baby zeigt. Das
Bett als Symbol der Geborgen-
heit. Diese Geborgenheit geht
Winfried Baumann völlig ab.
Sein Konzept Instant Hou-
sing" ist ein auf ein Minimum
reduziertes Wohnsysterti für
Obdachlose - also jene Men-
schen, die die Behaglichkeit
eines Zuhauses und eines Bet-
tes verloren haben.
Einen besonderen Service
bietet die Künstlergruppe two
four two". Das zypriotische
Duo hat den Raum scheinbar
leer gelassen. Bis auf Linien
auf dem Boden und an den
Wänden sowie einen Koffer,
In dieser Hartschale befindet
sich alles Nötige für eine Über-
nachtung. Aufblasbare Möbel,
Kissen, Decke, Handtücher,
ein Duschset, ein tragbarer
DVD-Spieler. All das kann auf
die entsprechenden Schablo-
nen platziert. werden - muss
aber nicht. Als Zugabe" ist ei-
ne Einwegkamera im Koffer.
Die Künstler hoffen, dass die
Gäste ihr selbst aufgestelltes
Zimmer fotografieren und ih-
nen zuschicken. So treten
Mieter und Eigentümer"
nachträglich in Kontakt.
Zurück in die Kindheit klet-
tert WoLfgang May. Als ausge-
wiesener Experte für Baum-
häuser hat er auch eins in die
Halle des Depots gestellt. Der
Aufstieg über die Leiter ist ein
wenig wacklig, doch May ver-
sichert, dass er die Konstrukti-
on statisch getestet hat. Für ihn
steht das Baumhaus nicht nur
als Symbol für den Traum aller
kleinen Jungen, sondern auch
für die Möglichkeit, den Alltag
Dinge aus einer anderen Per-
spektive zu betrachten. Dazu
gehört: der Blick in die an-
grenzenden Schlafboxen...
Und dann ist da noch das
Barbara Friess und Adi H'oesle
zeigen. Frau K, existiert, sie
kommt aus der Dortmunder
Region und das Mobiliar
stammt original aus ihrem
Schlafzimmer - inklusive Bü-
gelbrett und Deko-Kissen. Das
Schlafzimmer, das als intimer
Bereich sonst für Außenste-
hende unter Verschluss bleibt,
wird auf diese Weise zum öf-
fentlichen Raum. Irritierend:
Obwohl die Einrichtung gna-
denlos unmodern ist, ver-
strömt' genau dieses Schlaf-
zimmer die größte Behaglich-
keit. Weil es komplett ist und
damit vertraut wirkt.
Nun zur Unterkunft: Ja, es sind
tatsächlich Buchungen für die Zeit der WM eingetroffen.
Einerseits von Bekannten der Künstler, aber auch von "normalen"
WM-Gästen. Unter anderen aus England und der Schweiz.
Täglich geöffnet
Die Boxen werden im Zeit-
raum vom 8. Juni bis 9, )uli
vermietet Buchung ist mög-
lich unter der Internetadresse
www.ruhgebiet.de".
Die Ausstellung lauft bis 9.
)uli und ist täglich geöffnet
von 14 bis 20 Uhr - falls
nicht einer der Räume ver-
mietet ist, Zur Extraschicht
(17. Juni) ist die Installation in
den Abendstunden begehbar.
Info: www.dormartde"
|