Jan Hoet zur Eröffnung von dormART im Depot, Dortmund. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es war schön eingeladen zu sein, teilzunehmen zu können als Jurymitglied, für diese Initiative, und deswegen möchte ich gerne anfangen mit dem, womit ich auch enden will: Das ist diesem Haus mit Herrn Psyk und Frau Schenk und so weiter zu gratulieren für diese Initiative. Und auch den vielen Förderern zu danken, dass auch die Kunst und die Kultur innerhalb der Region, innerhalb des Landes Deutschland, neben den Fußballweltmeisterschaften in Deutschland, auch eine ganz wichtige, spezifische Rolle spielt. Daneben natürlich, in erster Instanz, gratuliere ich den Künstlern – zusammen mit Frau Vielhaber und Herrn Friese, beide Kollegen während der Jury – und ich spreche auch ein bisschen im Namen von meinen Kollegen, weil wir die Aufgabe hatten, aus fast 200 Bewerbungen eine Auswahl zu machen von 11 – ja, von nur 11 Künstlern. Deswegen gratuliere ich nicht nur allen den anwesenden Künstlern, und den ausgewählten Künstlern, sondern auch den Künstlern, die teilgenommen haben, und die den Mut hatten einzusenden, um in diesem Fall – wie soll ich sagen – Opfer zu sein von so einer phantastisches Initiative. Ich hab es gesehen auf Papier, ich hab es gesehen im Photo, ich hab es gesehen in ..., aber wir hatten es nicht gesehen in der Realität, deswegen war meine Neugierde heute sehr groß mal den Vergleich zu machen zwischen dem, was wir auf Papier gesehen haben, als Projekt vorgeschlagen hörten, und dem was richtig, wie es richtig realisiert wurde. Deswegen gratuliere ich noch mal dem Haus auch für die Weise, wie das organisiert wurde, und das jeder Künstler richtig seine Einzelheit betrachten konnte, auch seine eigene Vision durchsetzten konnte, Form geben konnte. Und das ist auch die Rolle eines Museums und aus meiner bescheidenen Funktion in einer kleiner Mittelstadt, Herford, Direktor eines kleinen Museums, neuen Museums auch, weiß ich, wie wichtig es ist all die Initiativen, all die Initiativen wie diese zum Beispiel, wirklich zu unterstützen. Ich nenne diese kleinen Initiativen, die kleine Peripherie, ich nenne das auch ab und zu die Sturmzentren. Weil die großen Ideen kommen oft von den kleinen Zentren. Es sind nicht alleine die Großstädte mit ihren Koryphäen – von Ludwig Museum Köln, Nationalgalerie Berlin, Pinakothek der Moderne in München und so weiter, wovon wir alle wissen natürlich, dass es wichtige Punkte sind, in einem großen Land wie Deutschland und in Europa, das sich immer – wie soll ich sagen – sehr stark in der Peripherie versucht zu profilieren. Trotzdem finde ich die kleinen Zentren absolut nicht weniger wichtig als die großen Koryphäen. Ich vergleiche das mit: Im Mittelalter hatten wir die Kathedralen, das waren die großen Koryphäen der Religion und auch das Symbol von einer gewissen Zielsetzung damals, die Kathedralen. Aber am Rande der Stadt befand sich die Kapelle. Und ab und zu hab ich schon bemerkt, das die Kapellen genauso schön sind wie die Kathedralen. Weil beide haben – wie soll ich sagen – dieselbe Referenz, dieselbe Referenz. Genauso haben die Sturmzentren und die großen Museen auch dieselbe Referenz: die Referenz der Kunst. Und was ist das: Die Kunst? Das was wir in dieser Ausstellung erfahren, ist ein gewisser – wie soll ich sagen – Träger dessen, was wir unter Kunst verstehen wollen. Es ist immer eine Ausdrucksform des Individuellen. Aber des Individuellen mit einem Anspruch des Kollektiven. Und deswegen ist es interessant, dass neben Weltmeister Fußball zu setzten, weil Fußball eigentlich auch Teil der Kultur ist: es ist eine Sammlung von Energie. Eine Sammlung von Energie. Dieser Ort ist ein Kommunikationszentrum, wo man auch Energien sammelt. Und deswegen ist der Vergleich absolut nicht falsch. Eine Versammlung von Energien, eine Versammlung von Emotionen, eine Versammlung von Kalkulationen im Verhältnis zu Emotionen, von Berechnungen, von Spontaneität, von Gefühlen, von rationalem Umgehen mit der Welt, mit Verhältnissen unter den Menschen, und das ist auch das, was der Künstler versucht zu realisieren. Hier zum Beispiel in dieser Ausstellung im Besonderen geht es auch über Interaktion. Interaktion mit einem Thema, das wir auch alle kennen: Schlafen. Ruhe. Und der eine Künstler sieht im Schlafen die absolute Ruhe. Ein anderer das vollkommene Isolement. Noch ein anderer die Kommunikation. Oder die Herausforderung. Die Herausforderung die anderen zu konfrontieren mit Schlafkultur, mit dem, was für einen Künstler als Schlafen Bedeutung hat und wie er dem Form gibt. Und man sieht hier auch die Vielfalt: die Vielfalt ist ein Zeugnis des Individuellen. Und auch die Installationen: Jede nimmt uns mit in einen Käfig, wobei wir wirklich konfrontiert sind mit der individuellen Ausdrucksform von jedem Künstler. Und wenn wir hier 11 Beispiele haben, dann müssen sie sich mal vorstellen, dass wir fast 200 Bewerbungen hatten, und dass diese 200 Bewerbungen auch alle ihre individuelle Kräfte zeigen möchten. Und dass wir hier elf prächtige Modelle ausgesucht haben. Es hätten noch viel mehr sein können, aber der Raum lässt es nicht zu. Das war von Anfang an klar: wir haben 11 Möglichkeiten. Und aus diesen fast 200 haben wir diese 11 ausgewählt. Glücklich für diese 11 natürlich – selbstverständlich. Und sie haben die Namen gehört. Und wenn sie die Namen hören und dann die Orte besuchen, dann werden sie sehen – obwohl ich nicht wiederholen will, was in diesem schönen Katalog steht, sondern hier und da noch ein paar – wie soll ich sagen – Statement rauszuholen. Wenn ich denke an zum Beispiel die Arbeit von Baumann, um damit anzufangen, weil es die Nummer 1 ist, dann fällt mir auf: die Mobilität, die Veränderung. Es ist auch etwas, was – wie soll ich sagen – was uns nicht alleine, was nicht alleine die Möglichkeit bietet um für Obdachlose dort eine Wohnung zu finden, sich zu schützen, sondern auch für die Anderen, die das Haus nicht brauchen, aber in jedem Fall konfrontiert werden mit den Probleme der Anderen. Und das ist auch wichtig, denke in, in so einer Welt, wo wir eigentlich alle zielen nach – wie soll ich sagen – Erfolg. Alle zielen nach Glück, Erfolg, Genuss, Wohlstand und so weiter. Wissen wir, wie schwierig diese Zeiten sind, um allen die Möglichkeiten zu bieten. Auf diese Weise ist es vielleicht interessant via diese Arbeit zu sehen, dass Künstler sich – wie soll ich sagen - auseinandersetzen mit, sich auseinandersetzen mit, mit – wie muss ich es ausdrücken eigentlich – das es absolut – wie soll ich sagen – wichtig ist, das wir bewusst sind, uns bewusst sind, das all diejenigen, die den Wohlstand genießen können, von morgens früh bis nachts spät, dass das ein Privileg ist, ein unglaubliches Privileg. Genau ein solches Privileg wie zum Beispiel zu fassen warum Kunst in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Und ein bisschen von Kunst zu verstehen, weil die Kunst lässt uns zu, lässt uns zu, zum Beispiel diese, diese Träume, diese Wünsche dies Stücken Freiheit in uns, tief in uns, zurück zu finden, das zu finden in den Ausdrucksformen des Künstlers. Weil der Künstler diese Grenze so weit gesetzt hat, dass er richtig uns das Gefühl gibt, das er eine Freiheit, eine relative Freiheit erreicht hat. Das was wir ab und zu verborgen haben und nicht ausdrücken dürfen. Zum Beispiel Baumann. Dann haben wir zum Beispiel Birgitta Theisen. Birgitta Theisen, wo Traum und Realität ineinander einfließen. So das man das Gefühl hat, dass das Bett das Symbol ist für eine magische Präsens, die Magie des Schlafens darstellt. Und es geht auch um Verwandlung von Leben und Tod, von Alltäglichkeit und Ruhe und Schlafen, Ausgeschaltet sein, Isolement. Isolement. Dann haben wir zum Beispiel die Künstlerin – aber Entschuldigung bitte für den Namen, weil ich schon – Jeong-Eun Lee, ich glaube wenn es richtig ist. Jeong-Eun Lee. Jeong-Eun Lee, die in einem sehr einfachen Raum einen Futton platziert hat mit einer Projektion eines Kindes. Das Kind, das eigentlich die absolute Ruhe symbolisiert und das eine Referenz ist für die Identifizierung mit Ruhe und Schlaf. So haben wir Two Four Two zum Beispiel. Die uns herausfordern, eigentlich unsere Kreativität als Betrachter, als Beobachter unsere Kreativität herauszufordern, umzugehen mit Bedingungen, mit Rahmenbedingungen, ein Raum mit Vorschlägen, wo das Bett stehen kann, ein Einzelbett, ein Zweipersonsbett mit einer gewissen Dekoration an der Wand. Eine minimale, minimale Ausrüstung mit einem Koffer, wobei das Handtuch und so weiter, all die Indigrenten, die notwendig sind zum Beispiel zum Schlafen, zum Aufstehen und so weiter. Es ist wirklich nicht alleine der Künstler: der ist Anlass, der setzt an und setzt etwas ein und fordert heraus, fordert den Betrachter als Partizipant der Arbeit. Und auf diese Weise sieht man dass die verschiedenen Interaktionen, die verschiedenen Auseinandersetzungen mit Verhältnissen zwischen Menschen, zwischen Schlafen, zwischen Hektik des Tages und Ruhe der Nacht. Mit Suryodarmo zum Beispiel – Oliver Blomeier – die eigentlich eine Zelle konstruieren mit zwei individuellen Möglichkeiten. Die man austauschen kann. Man kann sowohl zu zweit oder alleine, oder separiert oder ... und so weiter und trotzdem bleibt der Gedanke, was von uns selbst jeweils bleibt. Und so geht es immer weiter, weiter und weiter und weiter auch mit – ja, wir haben es gesehen - von Guda Koster zum Beispiel und wir haben sofort an Holland gedacht, wenn wir in den Oranje Raum eintreten, aber alle Farben sind präsent. Schwarz, Orange, Gelb, Blau, Grün, Rot. Das sind alle Farben, die man wiederfindet in den Weltmeisterschaften findet man dort wieder. Schlaf ist für alle gleich, sagt sie. Und das ist genau das Paradox: Obwohl wir alle gleich sind, wenn wir Schlafen, alle haben ihre individuellen Kräfte und behalten die. Auch in diesem Zimmer ist es möglich, sich individuell zu verhalten gegenüber den anderen. So gespalten und gleich. Und alle mit den selben Referenzen. Aber sehr sauber. Sehr sauber auch vorgeschlagen. Daniela Wettstein. Wenn es dort seht konstruktiv, puristisch ist, ist es in der Arbeit von Wettstein zum Beispiel eine Referenz an das kitschigere Beleben der Nacht. Das gemütliche, die Anekdoten, die uns ausschmücken, und die uns – wie soll ich sagen – a rituell, ein Ritual besorgen, wodurch wir vielleicht in vollständige Ruhe kommen können. Und so ist es immer weiter. Mit Wolfgang Mai natürlich wird es nicht so einfach, um diesen Baum zu nehmen als Ausrüstung für unsere Nacht. Obwohl wir vielleicht hier eine Arbeit haben, die uns konfrontiert nicht mit dem, was wir brauchen, sondern was wir vielleicht wünschen. Und Wünsche sind in unserm Leben immer anwesend, aber immer unbenennbar. Das ist der Wiederspruch. Wünsche sind unbenennbar. Die können in so vielen Richtungen gehen, die können von so vielen Aspekten – wie soll ich sagen – Zeugnis liefern. Aber, dass ist, was ich mir wünsche. Aber wahrscheinlich nicht tue. Und in jedem Fall nicht notwendig brauche. Oder vielleicht mental brauche, aber nicht physisch brauche. Und deswegen ist es auch wieder interessant, so eine Arbeit zu sehen. Und so haben wir dann zum Beispiel ein sehr puristisches Beispiel mit Klaus Pinter von Österreich. Ich habe einen kleinen Moment an den Künstler Kuno Walter gedacht, der sich auch mit Stoff und Körpern und ähnlichen Dinge auseinandersetzt. Aber trotzdem: weiter durchgesetzt in einen Lebensraum, in den Schlafraum. Wobei man austauschen kann: An der Wand hängen, beobachten, als Bild beobachten, oder als Objekt benutzen. Ein Futton als Objekt, ein Futton aber auch als Subjekt. Und auf diese Weise uns eigentlich in diese Vermischung bringt zwischen Zuschauer und subjektiver Haltung und Objektiv. Sind wir Subjekt, wenn wir ein Kunstwerk beobachten? Oder befragt das Kunstwerk uns? Auf diese Weise, dass das Kunstwerk Subjekt ist und wir Objekt werden? Das ist – denke ich – auch ein wichtiger Schritt in unserer Betrachtung von Kunst: Nicht immer erwarten, dass das Kunstwerk Objekt ist, so das es oft für diejenigen, die in Kunst die Erwartungen betrachten mögen, Erwartungen, die die haben, dann ist es natürlich normal, dass man es als Objekt beobachtet. Aber einmal, wenn man sich verfremdet fühlt, sich plötzlich als Objekt aufstellen und das Kunstwerk als Subjekt beobachten, so dass das Kunstwerk Fragen stellt an uns und nicht umgekehrt. Auf diese Weise werden wir herausgefordert in der Tat über uns selber auch nachzudenken. Und dafür denke ich, ist die Kunst so wichtig. Aber das Vorteil ist, das man mit Kunst zu nichts verpflichten kann, und zu nichts verpflichtet werden muss. Das es eigentlich an allen individuell ist, um in der Tat auszumachen, brauch ich die Kunst, oder brauch ich die nicht? Meiner Meinung ist, dass wir die brauchen. Das ist es. Gratulier nochmals. Für das schöne Initiative und das phantastischen Depot hier. Und ich hoffe, dass es in Zukunft auch den notwendigen Erfolg hat, dass – wie soll ich sagen – bei der Zielsetzung richtig das Ziel ist. Vielen Dank.